Haus des Geistes
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ProSophia Ausgabe 05. November 2005


Inhalt

In eigener SacheSeite 2
Neue Museen braucht das Land
Seite  5
Gentechnik - ein Eingriff in den Logos?Seite 9
Seminarbericht: Ernährung, Landwirtschaft und Zeitgeist und Gedächtnis von Lars Grünewald
Seite 26
Was die Seele bewegt - Leserbeitrag
Seite 36
Veranstaltungen
Seite 42
Kursprogramm 2006
Seite 44
Weltenhumor
Seite 45
Werbung in der ProSophia
Seite 47
Impressum
Seite 48

Liebe Freunde,
gewiß sind zehn Jahre keine Ganzheit im anthroposophischen Sinne. Ein echtes esoterisches Jubiläum hätte daher entweder schon nach sieben oder dann erst wieder nach zwölf Jahren stattfinden müssen. Dennoch fühlt es sich nach zehn Jahren schon so an, als wäre eine ganz bestimmte Periode abgelaufen und als begänne etwas wieder von neuem. Daß diese Empfindung ihre Berechtigung hat, führt Lars Grünewald in seinem Artikel „Zeitgeist und Gedächtnis" aus, in welchem neben einem 70-Jahres-Rhythmus auch recht überzeugend ein Zehn-Jahres-Rhythmus beschrieben wird.

Als vor zehn Jahren der Unterricht der Denkschule begann, gab es keine Anzeichen dafür, daß meine Initiative ein ganzes Jahrzehnt überdauern würde. Um so schöner ist es, jetzt auf das Erreichte zurückzuschauen. Eine große Dankbarkeit erfüllt mich, Dankbarkeit gegenüber allen, die durch ihre Teilnahme die Denkschule immer wieder möglich gemacht haben. Niemals je wäre ich so tief in das Werk Rudolf Steiners eingedrungen, wenn nicht immer wieder interessierte Teilnehmer da gewesen wären, die mich durch ihr Interesse zum vertieften Studium veranlaßten. Dankbarkeit empfinde ich auch vor allem gegenüber jenen, die durch ihre aktive Mithilfe oder ihre finanzielle Unterstützung das Unternehmen mitgetragen haben und noch tragen. Der größte Dank aber, der denkbar ist, gilt dem großen Menschheitslehrer Rudolf Steiner und allen, die in seinem Sinne wirksam waren und sind, um uns das Ergreifen der Wissenschaft vom Geist zu ermöglichen.

Wenn ich zurückschaue, so steht mir noch immer recht deutlich vor Augen, in welcher schwierigen Seelenlage ich mich vor elf Jahren befand angesichts unüberbrückbarer Gegensätze zwischen mir und den anthroposophischen Menschen, die ich damals kannte. Diese Menschen - mit nur wenigen Ausnahmen - wollten die Anthroposophie mit dem normalen Gelehrsamkeits-Denken erfassen und waren nicht gewillt, eigene Gedanken zu entwickeln. Sie wollten nicht dasjenige Denken sich erarbeiten, welches meiner Auffassung nach Rudolf Steiner voraussetzte für den fruchtbaren Umgang mit der Anthroposophie. Dieses Denken, welches fähig ist, das hinter der physischen Welt als deren Ursachen webende Geistige im Menschen erlebbar zu machen, wurde nicht gesucht. Statt dessen wollte man nur lernen, was in den Büchern steht, und da nun aber darin stand, daß man die Weltgedanken in sich erlebbar machen soll, sagte man mir gewissermaßen: Es genügt uns, dies zu wissen, aber anwenden wollen wir es nicht. Das bedeutet: Wir wollen nur unser Wissen vergrößern, aber nicht selber Ideen schöpfen. Denn wenn wir selbst denken, kommt doch nichts Gutes dabei heraus. Da blamieren wir uns nur. So in etwa - zugespitzt formuliert - fand ich die Haltung der anthroposophischen Menschen seinerzeit vor und war zutiefst erschüttert. Damals hatte ich noch nicht den Band Nr. 222 der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe gelesen, in welchem dieses Problem genauestens beschrieben ist. Jedenfalls hatte dieser schwierige Umstand zur Folge, daß mir plötzlich klar wurde: Es muß unbedingt eine Denkschule geben und du mußt sie gründen und betreiben. Kaum hatte ich diesen Gedanken so recht begriffen, da setzte sich alles, was zur Verwirklichung dieser Idee notwendig war, in Gang und ließ sich ohne größere Schwierigkeiten verwirklichen. Die Werbung erschien im Hinweis, einem anthroposophischen Veranstaltungskalender in Hamburg. Ich rechnete insgeheim mal mit zehn, mal mit fünfzehn Teilnehmern, an kühnen Tagen sogar mit zwanzig. Rechtzeitig am ersten Abend hatte ich den Raum hergerichtet mit Stühlen an Tischen zum Arbeiten für maximal zwanzig Teilnehmer. Ein halbe Stunde vor Beginn erschienen schon einige und setzten sich. Fünfzehn Minuten vor Beginn waren es schon über zehn Teilnehmer. Fünf Minuten später waren alle Plätze besetzt. Was nun? Es kamen weitere. Wir mußten die Tische wieder abbauen. Nach und nach wurden alle Tische abgebaut und immer mehr Stühle aufgestellt. Fünf Minuten nach dem offiziellen Beginn waren es mehr als fünfzig Teilnehmer. Unglaublich! Ich begann mit dem Vortrag und konnte ihn ohne große innere Unruhe durchführen. Eine schöne Getragenheit ergab sich zu meiner eigenen Überraschung. Die Aufmerksamkeit war immens und ebenso die Sympathie, mit der mein Anliegen aufgenommen wurde. Das in einjähriger Arbeit entstandene Konzept einer neuen Unterrichtsform schien zu funktionieren. Am Ende gab es viel freundlichen Zuspruch und Absichtserklärungen, dabei bleiben zu wollen. Ein Wunder war geschehen. Aus dem (anthroposophischen) Nichts heraus einen Kurs mit fünfzig Teilnehmern zu haben, das hatte ich mir nicht träumen lassen. Und so lief der Kurs das ganze Jahr über mit einer nur sehr langsam abbröckelnden Teilnehmerzahl. Am Jahresende waren noch mehr als fünfundzwanzig hoch motivierte Teilnehmer da, die begannen, mich zu fragen, was denn nun im nächsten Jahr folgen würde. Schon während der Sommerpause ging mir diese Frage durch den Kopf und ich begann nach Möglichkeiten für einen zweiten, einen Aufbaukurs zu suchen. Dabei mußte ich allerdings schmerzlich bemerken, daß mein wirklicher Auftrag, wenn man es so nennen will, sich nur auf den Grundkurs erstreckte, für weiteres war zwar die Möglichkeit vorhanden, aber kein solcher innerer Auftrag, wie bezüglich des Denkens für den Grundkurs. Um die schöne, gewachsene Gemeinschaft der Teilnehmer nicht abrupt aufzulösen, wurde dann im zweiten Jahr der Aufbaukurs eingerichtet mit dem Titel „Vom Denken zum Tun - Wie kann Anthroposophie Leben werden?". Doch das Fehlen eines wirklichen Konzeptes, das Fehlen von anthroposophischen Themen, die in mir so stark lebten, daß sie unbedingt gerade von mir an die Menschen weitergegeben werden mußten, machte sich mit der Zeit im negativen Sinne bemerkbar. Der Kurs erreichte nicht die Frische und inhaltliche Dichte des Grundkurses. Ich konnte dies so genau beobachten, weil ja inzwischen der neue Grundkurs des zweiten Jahres mit ähnlichem Erfolg wie der erste angelaufen war. Der Aufbaukurs begann zwar mit viel Enthusiasmus der Teilnehmer, mußte aber nach zwei Jahren eingestellt werden, weil das Konzept nicht trug. Erst zum Jahr 1999 gelang es mir, einen echten Aufbaukurs zu entwickeln. Und zwar handelte es sich um das Thema meines ersten Buches, welches damals noch nicht fertiggestellt war, sondern in einem ersten, etwa dreißig-Seiten-langen Manuskript herumgereicht wurde. Es handelte von der Frage, was es mit den UFO-Erscheinungen auf sich hätte, und ob da eine Verbindung zu den Angaben Rudolf Steiners über Engel und andere Geistwesen bestünde oder nicht. Dieses Thema konnte über mehrere Jahre im Aufbaukurs verfolgt werden und trug wesentlich zur Fertigstellung meines Buches bei, welches dann unter dem Titel Die Offenbarung der Engel und die achte Sphäre - Erleben wir UFOs oder Christus und Angelos? im Jahre 2002 im Verlag Ch. Möllmann erschien.

Schon im zweiten Jahr wurde das erste Naturbetrachtungs-Seminar durchgeführt. „Naturbetrachtung und Erlösung" fand 1997 erstmalig im Spöktal in der Lüneburger Heide statt. Die Idee war, das ganze Thema der Natur und der in dieser wirkenden Elementarwesen sozusagen vor Ort mit Übungen versehen zu bewegen. Es zeigte sich sofort, daß dieser Gedanke zutreffend war, so daß dieses Seminar inzwischen acht Mal durchgeführt werden konnte. Als zweites wurde das Ernährungs-Seminar „Essen & Denken" veranstaltet, mit der Absicht, die Teilnehmer in Ernährungs-Zusammenhänge vor allem auch praktisch einzuführen, denn Rudolf Steiner hatte immer wieder auf die Wichtigkeit der richtigen Ernährung hingewiesen, was aber im allgemeinen nur wenig beachtet wird. Als drittes Seminar folgte „Schöpferisches Denken", welches noch einmal konzentriert die produktiv-schöpferische Denkweise übt. Allmählich reifte dann auch die Idee zu einem dritten wöchentlichen Abendkurs. Und zwar erschien es mir dringend erforderlich, etwas im zwischenmenschlichen, im sozialen Bereich zu veranstalten, denn die Not der Vereinsamung inmitten der Menschenmassen stand mir deutlich vor Augen. Dazu kam der Hinweis Rudolf Steiners darauf, daß der im Ätherischen erscheinende Christus vor allem im Sozialen wirken würde. Der sozialethische Kurs mit dem Titel „Anthroposophische Menschenbegegnung", den ich zunächst mit Peter Kunert, später mit Peter Drescher zusammen durchführte, sollte Erfahrungen sammeln bei der Umsetzung der Angaben Steiners zum Sozialzusammenhang. Es war dies eine wichtige Übung, deren Frucht nun Bestandteil der Lebensschule bzw. des fortlaufenden Studienkurses geworden ist. In der Mitte eines jeden Kursabends wird stets ein Zweier-Gespräch zwischen je zwei Teilnehmern zu einem vorgegebenen Thema durchgeführt. Dies hat wesentlich zur Gemeinschaftsbildung innerhalb der Denkschule beigetragen. Im Jahr 2002 erreichte das Kursangebot einen ersten Höhepunkt. Insgesamt vier Abendkurse wurden durchgeführt, als zu Grundkurs, Aufbaukurs, sozialethischem Kurs als weiterer der Forschungskreis „Leben mit den Toten" hinzukam. Es war dies ein Studienkurs zum Thema des Todes, des Nachtodlichen und Vorgeburtlichen. In diesem Jahr sandte mir Lars Grünewald ein sehr interessantes Manuskript zu, in welchem Aussagen Rudolf Steiners zur Bedeutung der Philosophie Hegels enthalten waren, die mir sehr bedeutsam erschienen und so lud ich ihn spontan ein, einen eigenen Kurs innerhalb der Denkschule zum Thema der Hegelschen Logik anzubieten. Lars willigte freudig ein, so daß zu meinen vier Kursen nun auch noch der Hegel-Kurs von Lars Grünewald hinzukam. Mit fünf Abendkursen erreichte das Angebot der Denkschule im Jahre 2003 seinen bisherigen Höhepunkt. Lars Grünewald begann seinen ersten Kurs „Hegels Wissenschaft der Logik - Welterkenntnis, Machtmißbrauch und Globalisierung" mit etwa fünfzig Interessenten. Es wurde ein sehr schöner Erfolg, so daß im Jahr darauf ein zweiter Kurs mit ähnlich starkem Zuspruch folgte. 2004 war auch das Jahr der ersten Ausgabe der ProSophia. Die Idee war, zum einen den Kontakt zu den ehemaligen Teilnehmern nicht zu verlieren und zum anderen, das einmal für die Kurse Erarbeitete zu dokumentieren und für weitere Kreise zugänglich zu machen. Als die Idee erschien, wies ich sie zurück mit dem Argument, dafür nun wirklich keine Zeit zu haben. Doch die Idee blieb hartnäckig, sie wollte sich unbedingt umsetzen. Und so trat dann zunächst Ulrike Nadler an mich heran und bot an, mir bei Textarbeiten als Lektorin zu helfen. Wenig später bot Archibald Kleinau mir an, mich in allen Druck-Fragen zu unterstützen. Das war gewiß kein Zufall und so machten wir uns an die erste Ausgabe. Das weitere kennen die Leser. Das Jahr 2005 brachte für alle Kurse von vornherein einen gewissen Rückgang der Teilnehmerzahlen. Einen solchen Rückgang konnte ich schon einmal beobachten und zwar nach der Sprengung des World-Trade-Centers. Kurz vor Beginn dieses Jahres riß die Tsunami- Katastrophe Tausende von Menschen in den Tod, was ja gewiß ein tief beeindruckendes Ereignis war. Aber irgendwie scheinen solche tief erschütternden Ereignisse die Menschen weniger geneigt zu machen, Abendkurse zu besuchen. Jedenfalls waren die Teilnehmer-Rückgänge nicht nur in der Denkschule zu bemerken, sondern ganz allgemein. Trotz rückläufiger Teilnehmerzahlen gehen wir nun mit guter Hoffnung in das Jahr 2006. Unsere neuen Kurse sind unter „Veranstaltungen" am Ende der ProSophia zu finden und zusätzlich in Form eines Leporello unserer Zeitschrift beigelegt.
Ja, liebe Freunde, ich möchte noch einmal meinen allerherzlichsten Dank an alle Teilnehmer und Helfer der Denkschule aussprechen. Es war wirklich eine großartige Zeit. Durch Euch habe ich so unendlich viel gelernt. Ihr habt mich diszipliniert, jede Woche für jeden Kurs ein Zwei-Stunden-Programm parat zu haben und die Anthroposophie immer besser und tiefer zu verstehen. Auf eine gute Zukunft!
 

 
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